Pieve di Soligo: Die Perle des Quartier del Piave


Pieve di Soligo ist ein kommunaler Hauptort, der auch die Fraktionen Solighetto und Barbisano umfasst. Die Region war bereits zur Römerzeit besiedelt, die Ortschaft besiedelt, die Ortschaft selbst wurde jedoch erst zur Feudalzeit gegründet. Historiker gehen davon aus, dass die “Pieve” (auf deutsch: Pfarre) Soligo eine der ältesten der Diözese Ceneda ist. Ihre Wurzeln reichen vermutlich auf das IX-X. Jahrhundert zurück, und einst hatte sie Gerichtsbarkeit über ein weites Gebiet von der Piave bis zum Lierza und von Soligo bis zum Hügelgebiet um Farrò. Im Mittelalter kam es zur Teilung, und es entstanden zwei separate Herrschaftsgebiete mit eigenen Statuten, Zöllen und Regierungsordnungen. Am linken Ufer des Soligo befand sich Pieve del Contà. Wie schon der Name besagt, gehörte der Ort zur Contea di Cison (Grafschaft Cison), einem Lehen, das die Republik Venetien im Jahr 1418 den Heerführern Gattamelata und Brandolino Brandolini vermacht hatte. Am linken Ufer des Soligo lag Pieve del Trevisan, das ab dem XIII. Jahrhundert unter der Oberhoheit von Treviso stand. Ihre Blütezeit erlebte die Ortschaft im 17. und 18. Jahrhundert, als die Woll- und Seidenindustrie fl orierte. Im darauffolgenden Jahrhundert kam es zu bedeutenden städtebaulichen Erweiterungen, wodurch sich das mittelalterliche Dorf in ein modernes Städtchen verwandelte. Im ersten Weltkrieg (1917-18) wurde Pieve schwer beschädigt und 1944, im Zweiten Weltkrieg, brannten Nazifaschisten als Vergeltungsmaßnahme einen Teil der Ortschaft nieder. Aus diesem Grund ging Pieve auch unter dem Namen “Märtyrerstadt“ in die Geschichte ein. Die Ortschaft ist als “Perle des Piave- Bezirks” bekannt, da sie traditioneller Hauptort eines Gebietes ist, in dem sich vor allem die Industrie und der Dienstleistungssektor als Haupterwerbsbranchen und sozialwirtschaftliche Schwerpunkte für die gesamte Region entwickelten. Pieve präsentiert sich heute als blühende Ortschaft mit modernen Industriegebieten und ruhigen Wohnvierteln. Der Dom Santa Maria Assunta (1906-1937) steht genau dort, wo sich einst die erste Pfarrkirche aus dem XIV. Jahrhundert befand. Sie wurde nach Plänen des Architekten Domenico Rupolo, der für seine neugotischen Bauten bekannt ist, erbaut und mit wertvollen Renaissancemalereien ausgestaltet. Sehr kostbar ist unter anderem die Assunzione di Maria von Francesco da Milano aus dem Jahr 1540. Im Presbyterium ist eine interessante moderne Skulpturengruppe von Giovanni Possamai zu sehen, die die Kreuzigung darstellt. Im linken Kirchenschiff befi ndet sich das Grabmal des Seligen Giuseppe Toniolo. In Pieve del Trevisan kommt man zur Santa Maria Maddalena Kapelle aus dem 17. Jahrhundert. Hier hatte früher die gleichnamige Brüderschaft ihren Sitz. Zu sehen sind hölzerne Altäre aus dem späten 17. Jahrhundert und ein interessantes Gemälde im Stil des Pozzoserrato, Trinità e Santi. Nahe dem 1832 errichteten Friedhof befi ndet sich die San Martino Kapelle, die erstmals in Dokumenten aus dem Jahr 1177 schriftlich erwähnt wurde. Ihre klassische Form erhielt sie bei Umbauten im Jahr 1842. Daneben steht die viereckige Cappella del Calvario, die letzte Station des Kreuzweges Cal Santa, der von der Pfarrkirche abging. Im Inneren dieses kleinen Sakralbaus befi nden sich ein wunderschönes Kruzifi x und fünf vermutlich aus dem späten 17. Jahrhundert stammende Gemälde mit Szenen des Leidens Christi. Auf dem Hauptplatz in Solighetto sind ein wertvoller steinerner Brunnen, ein hoher Glockenturm und die Pfarrkirche Immacolata Concezione di Maria zu bewundern. Letztere ersetzte im Jahr 1855 die kleine mittelalterliche Sant’Andrea Kirche. Den heutigen Sakralbau in neuklassischem Stil ließ Graf Gerolamo Brandolini II. erbauen. An der Decke prangt ein großes Fresko, eines der letzten Werke von Giovanni De Min (1786-1859), das sich mit dem Glaubensdogma der Unbefl eckten Empfängnis beschäftigt. Im Hügelgebiet östlich von Solighetto, und genauer im malerischen Valle del Lierza, steht die im 19. Jahrhundert errichtete San Zuanet Kapelle. Die Pfarrkirche in Barbisano ist der Santa Caterina geweiht und wurde 1902 im hergebrachten neuklassischen Stil umgebaut. Im Inneren sind das Original-Taufbecken aus dem späten 17. Jahrhundert, der Hauptaltar von Paolo Possamai, ein Leinwandbild von Giovanni Zanzotto und ein Gemälde von Guido Pini mit den Heiligen Caterina, Osvaldo und Rocco zu sehen. Spaziert man gegen Osten weiter, kommt man unweit der Kirche zur Santa Croce Kapelle. Erbaut wurde sie im Jahr 1885 auf Initiative des Pfarrers Torresan, der dem Croce della Passione, das sich schon seit einiger Zeit hier befand, einen würdigen Unterstand geben wollte. Die Ortschaft hat jedoch noch weitere, interessante architektonische Schätze zu bieten. In der Via Marconi kommt man zur Villa Moron (17. Jhdt.), mit steinernem Wappen über dem Eingang und einer barocken Kapelle mit Glockengiebel. Der Palazzo Ciassi in der Via Lubin stammt ebenfalls aus dem 17. Jahrhundert. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite sieht man das Wappen der Brandolini, das die Grenze zwischen Cison und Collalto anzeigte. In der Via Vaccari kommt man zur Hauptbrücke von Soligo, der Ponte del Contenzioso, auf deutsch “Hader- Brücke”, denn sie verbindet die zwei einst verfeindeten Ortsteile Contà und Trevisan. Die heutige Brücke wurde 1906 fertiggestellt und ersetzt den ersten Flussübergang aus dem Jahr 1557. Unweit davon erreicht man das Centro Balbi Valier, den Wohnkomplex der Familie Balbi Valier mit interessanten Bauten aus dem 19. Jahrhundert. Nächste Station ist Borgo Stolfi , das älteste Viertel von Pieve. Auf dem Piazza Vittorio Emanuele sticht der Palazzo Vaccari, der ehemalige Schul- und Gemeindebau aus dem 19. Jahrhundert, ins Auge. Dort war zu Beginn letzten Jahrhunderts die “Schule der Malerei für Künstler” untergebracht, zu deren Lehrern Meister wie Conte, Zanzotto, Fontana und Possamai gehörten. Am Anfang der Via Chisini sieht man die Villa Chisini-Daniotti, mit einem dreibogigen Fenster an der östlichen Fassade und einem anderen Bau mit zweibogigem Fenster aus dem Jahr 1685. In Barbisano sehenswert sind die Villa Toti dal Monte und die Villa Baseggio. Letztere ist ein sehr interessanter Jugendstilbau. In Solighetto empfi ehlt sich die Besichtigung der Villa Brandolini, in der neben dem Gemeinderatssaal auch die Fondazione Fabbri, das Schutzkonsortium “Consorzio di Tutela” del vino Prosecco Conegliano-Valdobbiadene, und das Musikinstitut Toti dal Monte untergebracht sind. Auf dem Panoramaweg “Via dei Troi” erinnern der Majo de Pradèa und eine Mühle an das lokale Handwerk mittelalterlichen Ursprungs.